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Galvanotechnik die Giftküche

Galvanik die Giftküche?!

Jeder Galvaniseur kennt es. Man lernt irgendwo jemanden kennen und irgendwann kommt die Frage auf was man den arbeitet. Auf die Aussage “Ich bin Galvaniseur.” erhält man bestenfalls ein “Ahja das habe ich schon mal gehört.” 

 

Meistens aber eher sowas wie “Kenne ich nicht.” oder “Ist das nicht giftig?”

 

Heute betreibe ich Aufklärungsarbeit!

Die, die noch nie etwas von einer Galvanik gehört haben schauen sich am besten einmal ein paar Videos des Kanals an 😉 
Aber heute kümmern wir uns um das Thema Galvanik ist giftig. Vermutlich geht es den meisten so wie mir, ich musste mir schon schwerste Vorwürfe anhören und mir an den Kopf werfen lassen ob ich eigentlich dumm bin.
Darum schauen wir uns jetzt an was hinter dem Vorwurf steckt. Natürlich bin ich als Galvanotechniker etwas parteiisch, aber ich versuche das ganze so objektiv wie möglich zu halten. 
 
 

Zählen wir mal mögliche Vorwürfe auf:

  • Galvanik ist giftig
  • Galvanik Dampf macht blöd
  • Ihr verschmutzt die Umwelt
  • Galvanik ist für Fischsterben verantwortlich
  • Der Job ist gefährlich wegen Verätzungen
 
Ich denke die meisten von euch haben schon einmal mit ähnlichen Aussagen zu kämpfen gehabt. Also gehen wir sie mal durch.
 
  • Galvanik ist giftig.
  • Der Job ist gefährlich wegen Verätzungen 


Das ist eine schöne Verallgemeinerung. Natürlich werden in einer Galvanik mit giftigen Stoffen gearbeitet. Soweit nicht ganz verkehrt. Aber ich will die Aussage einmal mit anderen berufen vergleichen. Der Galvaniseur investiert in seiner Ausbildung einige Zeit darin, die verschieden Stoffe kennen zu lernen. Dabei lernt er, was wie reagiert und in welchem Umgang man welche Schutzausrüstung zu tragen hat. Mein Lieblings Vergleich ist der Friseur. An dieser Stelle nichts gegen Friseure, der Vergleich passt hier einfach nur zu gut.

Friseure arbeiten mit Wasserstoffperoxid, schmieren das anderen Leuten auf den Kopf und haben keinen Abzug. Als Galvaniseur hab ich beim Umgang mit Wasserstoffperoxid eine Schutzbrille und die dicken Gummihandschuhe an. Weil ich weiß was Wasserstoffperoxid ist und wie es reagiert. 
 
Ein weiterer Vergleich der immer zieht ist die Landwirtschaft. Wenn die ihre Tanks befüllen um die Unkrautvernichtungsmittel auf die Felder zu sprühen müssen sie Atemschutz tragen, weil die davon krank werden würden. Ich möchte hier natürlich auch keine Verallgemeinerung anstellen. Kommt immer darauf was und wie viel gespritzt wird. Nur zum Thema Nur die Galvanik ist giftig und ihr verschmutzt die Umwelt….
 
  • Galvanik Dampf macht blöd
Früher wurde mit harten Lösemitteln entfettet. Wenn man den Dampf den ganzen Tag eingeatmet hat, war man am Abend regelrecht besoffen. Genau, das macht mit der Zeit blöd. Heute sieht das etwas anders aus. Die meisten dieser Lösemittel sind heute verboten. Oder dürfen nur in geschlossenen Anlagen benutzt werden, so dass keiner mehr die Dämpfe einatmen muss. Dieser Vorwurf ist schnell ausgehebelt.
 
  • Ihr verschmutzt die Umwelt
  • Galvanik ist für Fischsterben verantwortlich
Diese Vorwürfe beziehen sich meist auf unser Galvanik Abwasser. Die Annahme ist, dass die giftige Chemie über die Kanalisation in unsere Flüsse gelangt. Das ist definitiv nicht so. Wenn man im asiatischen Raum eine Galvanik anschaut kann es vielleicht noch so sein, die Abwasseranlage wird gespart und der Dreck geht direkt raus in den Fluss. In Deutschland haben wir wirklich harte Wassergesetze.
Nur einmal ein Zahlenbeispiel: Der Grenzwert für eine Galvanik, wie viel Kupfer im Wasser sein darf wenn man es in die Kanalisation lässt beträgt 0,5mg/l. Der Richtwert für Städte im FRISCHwasser beträgt 2mg/l. Das heißt, wenn ich als Galvaniseur den Hahn aufmachen würde und das Frischwasser direkt in die Kanalisation lassen würde, wäre ich schon über den Grenzwerten.
 
Und glaube mir, die Galvaniken halten sich daran. Mehrmals im Jahr kommen unangemeldete Kontrollen, die das Abwasser kontrollieren. Also eine durchschnittliche Galvanik hat definitiv nichts mit dem Fischsterben zu tun. Solche Meldungen werden meist nach irgendwelchen Chemieunfällen gepusht.
Dazu will ich noch zwei Dinge sagen: Galvaniken sind nicht die einzigen Betriebe die Chemie einsetzen. Und wenn irgendwo ein Chemieunfall passiert ist das ein Einzelfall und sollte nicht verallgemeinert werden. 
Übrigens gibt auch bei der Luft in der Galvanik Grenzwerte. Auch diese können von der BG kontrolliert werden.
 
Zum Abschluss: Die Entwicklung geht ständig weiter. So hatte man noch vor einigen Jahrzehnten keinen Abzug und heute in manch einer Galvanik eine bessere Luft als in manchen Büros. Und das meine ich Ernst, in meinem Lehrbetrieb war die Luft in der Galvanik bestens. Es waren die meisten Bäder geschlossen und mit guten Abzügen versehen. Natürlich muss man dazu sagen, dass das ein Neubau war. Aber hier ist es so wie mit den Stinkediesel. Die alten Modelle verschwinden ganz automatisch vom Markt. Heute ist Euro 6 Standard und in ein paar Jahren sind wir eben bei Euro 10. Auch die Galvaniken die mit dem Umwelt- und Mitarbeiterschutz nicht mitkommen werden von der Bildfläche verschwinden. Das ist keine Drohung sondern eine logische Konsequenz.
 
Fazit: Ja in der Galvanik werden giftige Stoffe eingesetzt und es entstehen auch giftige Dämpfe. Jedoch wissen die Galvaniseure damit um zu gehen und die Dämpfe werden mit Hilfe von Abzügen abgesaugt.

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